2021/2022 hat Magdalena Weniger sich mit botanischen Phänomenen beschäftigt, ging dem dynamischen Mensch-Umwelt-Austausch auf den Grund und kollaborierte dafür mit Expert:innen aus Kunst und Wissenschaft. Die weitreichenden Recherchen um Brachen und Nutzflächen wie Felder, Gärten oder Parks haben allerlei Erkenntnisse zutage gebracht und eröffneten wiederum neue Forschungsfelder: sie hat sich dem Moos als vielseitigem Gewächs zugewandt, von dem viele nur wissen, dass es uns an besonders schattigen, kühlen und feuchten Orten begegnet. Während einer ersten Recherche und Auseinandersetzung mit der Pflanze und der gesellschaftlichen Übertragbarkeit von „Moos“ ist Magdalena Weniger auf eine sächsische Sagenfigur gestoßen, ein kleines Waldwesen, einen Waldgeist. Genannt wird es „Moosweiblein“, „Waldweib“ oder „Buschfräulein“.
Das Moosweiblein ist ganz eins mit ihrem Lebensraum, dem Wald, kleidet sich in Moos, ist kräuterkundig, gesellig und weise – es besitzt Wissen um die Zukunft. Die Beziehung dieser Sagenfigur zu den Menschen ist abhängig von der Begegnung und gegenseitigen Anerkennung: die Waldwesen können helfen, heilen, schenken, aber auch Krankheiten senden oder Furcht einflößen.Magdalena Weniger möchte dieses Moosweib umfassender erforschen und daraus eine Kunstfigur entwickeln, ein Alter Ego für performative Soloarbeiten. Die Residenz möchte sie dazu nutzen, um Bewegungsmaterial für dieses Wesen zu entwerfen, Klang- und Stimmrecherchen zu begehen und gemeinsam mit ihrer Dresdner Kollegin Bettina Kletzsch Ausstattungsideen für diese Figur zu skizzieren.